Ebenfalls 10 Tage dauerte ein zweiter Besuch aus London, der zur gleichen Zeit stattfand, ohne allerdings mit dem «British Festival» direkt etwas zu tun zu haben. Initiantin war die lokale Sektion des Automobilclubs. Die Einladung ging an den Chef der Verkehrsabteilung der «Metropolitan Police», in der Umgangssprache «Scotland Yard» genannt. Chief Inspector Leonard Weir wurde gebeten, während seines Aufenthalts das Zürcher Verkehrsgeschehen zu studieren und anschliessend seine Eindrücke zu schildern. Am 29. Juni berief der Automobilclub einen Vortrags- und Diskussionsabend ein. 70 Herren lauschten Mr. Weir, welcher in seiner Londoner Uniform auftrat und über seine Beobachtungen berichtete. Ein Dolmetscher übersetzte abschnittsweise.
Der Grossraum London zählte zu dieser Zeit rund 10 Millionen Einwohner. Das einst ausgedehnte Tramnetz in der Themsestadt war unterdessen vollumfänglich auf Busbetrieb umgestellt worden. Man sei froh, das Tram wegzuhaben, meinte Mr. Weir. Geradezu entsetzt zeigte er sich über die 3-Wagen-Tramzüge, die in den Spitzenzeiten das Zürcher Stadtbild beherrschten. Das seien ja richtige Eisenbahnzüge! (In England war das Mitführen von Anhängewagen im Strassenbahnbetrieb gesetzlich verboten, weshalb dort das Tram seine wirtschaftlichen Vorteile nie ausspielen konnte.) Kopfschütteln erntete bei ihm auch die Tatsache, dass selbst in engen Strassen die Tramgleise doppelspurig angelegt sind. Das Vortrittsrecht des Trams sei unlogisch und hemme die flüssige Verkehrsabwicklung. Überhaupt sei das Tram für den Verkehr im Stadtkern überholt. Zürich müsse sehr bald die Entscheidung treffen, ob man die Stadt mit einem modernen Verkehrsmittel ausstatten oder im 19. Jahrhundert steckenbleiben wolle. Immerhin fand der Polizeifunktionär dann doch noch etwas Positives: Er hob anerkennend hervor, dass die Kondukteure in den neueren Wagen ihre Tätigkeit sitzend ausführen können. Natürlich äusserte sich Mr. Weir auch noch über andere Verkehrsteilnehmer, zu oft werde gehupt, es mangle an gegenseitiger Rücksichtnahme, es habe zu viele Schilder und Signale. Dann kam der Diskussionsteil.