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Archivbild des Quartals 2023/1

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In den Nachkriegsjahren fuhren auf mehreren Linien Autocars als Tramersatz.

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Strommangel

Tram Museum Zürich

Die schlimmste Strommangellage erlebte das Land in den Nachkriegsjahren. Extrem niederschlagsarme Perioden führten zu leeren Stauseen und zur Verknappung des Stroms in den Wintermonaten. Die Bundesbehörden verfügten rigorose Sparmassnahmen, denen sich auch die Verkehrsunternehmen fügen mussten: Ausschaltung der Heizung in den Wagen, Autobusse auf den Trolleybuslinien, Ausdünnung des Tramfahrplans ausserhalb der Hauptverkehrszeiten.

Tram Museum Zürich

Das genügte nicht. Daher wurden vom November 1947 bis Februar 1948 sowie im Februar und März 1949 private Autocars gemietet ‒ samt Chauffeuren, die noch schnell in Genuss einer Instruktion kamen. Die Cars wurden auf den Linien 6, 12, 15 und 23 als Tramersatz eingesetzt. Im Innern der Wagen wurden die meisten Quersitze ausgebaut und durch Längssitze ersetzt, um Stehplatzraum zu schaffen.

Tram Museum Zürich

Für die Carunternehmen war der Einsatz eine willkommene Gelegenheit, die flauen Wintermonate zu überbrücken. Für die Fahrgäste war es weniger angenehm, denn die Ausflugcars waren für den Stadtverkehr höchst ungeeignet. Durch die geringe Raumhöhe waren die Stehplatzpassagiere genötigt, den Kopf einzuziehen und auch die Kondukteure mussten die Billettkontrolle in gebückter Haltung ausüben, was den Illustrator der Tageszeitung «Tat» zu einer gelungenen Karikatur inspirierte.

Tram Museum Zürich

Peter Kamm hat in seinem Standardwerk «Zürich Transport 1882‒1996» auf Seite 216 den Carbetrieb in Text und Bild dokumentiert; aus seiner Sammlung stammen auch die meisten Fotos der Collage.