2025/19 Auslandreise nach Nizza

Als Ziel für die Auslandreise hatten wir dieses Jahr Nizza ausgesucht. Das übliche Datum über das Knabenschiessenwochenende musste infolge einer Sportveranstaltung in Nizza um eine Woche verschoben werden. Am Freitag, 12. September 2025 reisten 37 erwartungsvolle Teilnehmer und Teilnehmerinnen Richtung Nizza. Der Reiseweg war ursprünglich via Milano Centrale – Turin geplant. Wegen eines Streiks der italienischen Eisenbahner musste der Hinweg kurzfristig via Genève – Lyon – Marseille umgeplant werden. Dank dem Effort des Reisebüros der Forchbahn fanden wir für die ganze Reisegruppe sogar im TGV noch Plätze. Da in der Schweiz für Regionalzüge in Frankreich keine Gruppenbillette gekauft werden können, reiste der Schreibende zwei Mal nach St. Louis um dort am SNCF-Schalter die RER-Billette zu kaufen. 

Nach der rechtzeitigen Ankunft in Nizza wurden die Hotelzimmer im Hotel Mercure Notre Dame bezogen. Anschliessend konnten wir uns nach dem langen Reisetag bei einem gemeinsamen Abendessen in der Nähe des Hotels stärken. 

Am Samstag stand die Tendalinie auf dem Programm. 

Der französische Ast ab Nizza nach Breil-sur-Roya ist leider seit einigen Jahren wegen Renovationsarbeiten ausser Betrieb. Ab Ventimiglia genossen wir die Reise mit einem Extrazug der FS Treni Turistici mit einer historischen Lok D445 und «cento Porte» Wagen durch das schöne Roya Tal. Im Grenzbahnhof Breil-sur-Roya wo die beiden Linien von Nizza und Ventimiglia zusammenkommen, gab es einen Fotohalt. 

Anschliessend begann der spannendste Teil der Strecke Richtung Cuneo mit den unzähligen Kehrtunnels und Brücken. 

Immer wieder gab es interessante Aussicht auf die jeweils «untere» Strecke. Gegen Mittag kamen wir in Tenda an, wo der Extrazug endete. 

Da auf dieser Linie grosse Fahrplanlücken bestehen hatten wir einen historischen Reisebus gemietet, der uns zum Mittagessen ins Dörfchen Breil-sur-Roya brachte und anschliessend zum Ecomusée.

Das Ecomusée in Breil beherbergt im Museum und vor den Hallen eine grosse Sammlung von Eisenbahn- und Tramfahrzeugen aller Art. Aber auch PW und Busse und sogar Trolleybusse. Im Museum selbst hat es eine Modellanlage wo der Kernbereich der Tendalinie mit den Brücken und Kehrtunnels nachgebildet ist. 

Am späteren Nachmittag brachte uns der Extrabus wieder zurück nach Nizza. Der Fahrer unseres Busses arbeitet, wenn er nicht in der Freizeit Autobus fährt, als Regionalleiter bei der SNCF. Dadurch konnte er uns auch immer wieder interessante Informationen über die Organisation der Tendabahn geben.

Der zweite und dritte Abend stand wie immer zur freien Verfügung, um je nach Interesse z.B. die Altstadt oder die schöne Meerpromenade zu besichtigen. 

Am Sonntag standen die CP Chemins de fer de Provence auf dem Programm. Die Bahnstrecke Nice – Digne-les-Bains ist eine meterspurige Schmalspurbahn. Sie ist die letzte in Betrieb befindliche Strecke des Netzes der ehemaligen CP und wird durch die Région Provence-Alpes-Côte d’Azur betrieben. Die Bahn leidet unter akutem Rollmaterialmangel. 

Seit 2019 ist der Verkehr auf dem ca. 44 Km langen oberen Streckenabschnitt St-André-les-Alpes bis Dignes nach einem Tunneleinsturz und wegen des allgemein schlechten Zustandes der Infrastruktur eingestellt. Es verkehren Ersatzbusse allerdings nur viermal am Tag. Aber auch im unteren noch betriebsfähigen Abschnitt fallen fast täglich Züge wegen Rollmaterialproblemen aus. Auch der Zug, für den wir ursprünglich reserviert hatten, fiel aus. Wir wurden aber schon einige Tage im Voraus verständigt einen früheren Zug zu nehmen. 

Auf dem Abschnitt Puget-Théniers – Annot betreibt der Verein Train des Pignes Historique einen Museumsbetrieb. Durch die frühere Abfahrt in Nizza hatten wir mehr Zeit in Puget Théniers um einen Kaffee und ein Croissant zu geniessen und das Depot des Vereins zu besichtigen. 

Unter anderem wurde uns die frisch revidierte 2. Dampflok BRETONNE E 327 der Compagnie Chemins de fer de l'Ouest Bj 1909 sowie der Renault Autorail ZZ6 Bj 1936 «La Micheline» gezeigt. 

Die frühere Abreise in Nizza war schlussendlich ein Vorteil. Wir hatten Plätze im Dampfzug Train-des Pignes, Pinienzapfenzug gebucht. Die Lok CP E211 Bj 1911 von Henschel. (System gem. Ing. Mallet) wurde ursprünglich für die Les Caminhos de ferro Portugueses CP (portugiesische CP) gebaut. Seit 1988 leistet sie auf der französischen CP Dienst. Nach Ankunft in Annot konnte man das Umstellmanöver und das Wasserfassen beobachten, bevor uns in einem typischen Restaurant das feine Mittagessen serviert wurde. 

Am Nachmittag genossen wir die Rückfahrt bis Puget-Théniers. Der Anschluss Zug der CP nach Nizza fiel leider mangels Personals aus! Offenbar leidet die Bahn nicht nur unter Rollmaterialmangel. Auch das Zugpersonal werde häufig belästigt und von Reisenden angegriffen. Das Personal habe dann das Recht nach einem Angriff in den Ausstand zu treten. Dadurch kommt zum Rollmaterialmangel auch ein Personalmangel. Wir hatten Glück und die CP sicherte unserer Gruppe immerhin Sitzplätze in einem Ersatzbus, der uns wieder nach Nizza brachte. 2024 wurde eine Investition von 130 Mio. € für neue Fahrzeuge, für die Infrastruktur und ein neues Depot angekündigt. Die neuen Fahrzeuge seien bei Stadler bestellt. Hoffen wir, dass die 130 Mio. € reichen, um diese interessante Eisenbahnlinie wieder à jour zu bringen.

Am Montag besuchten wir den modernen Trambetrieb RLA Régis Lignes d’Azur von Nizza. Im Depot Henry-Sapin an der Endstation der Linie 1 stellte uns der Direktor Herr Kaminski seinen modernen Betrieb vor. Es existieren 3 Tramlinien eine 4. ist in Planung. Tagsüber ist das Depot komplett leer, weil praktisch alle Fahrzeuge im Einsatz sind.

Auf der Linie 1 verkehrt alle 4 Minuten ein Tram. Und trotzdem hat es oft sogar Stehplätze. Das Tram in Nizza ist ein Riesenerfolg! Die älteren 5-teiligen Citadis Kompositionen werden in der Depotwerkstätte Henri Sapin mit zwei Mittelteilen auf 44 Meter ergänzt. 

Nach einer Führung durch die Werkstatt und einen Blick in die Leitstelle hiess es bereits wieder Abschied nehmen.